Aufsichtsräte vor dem Kadi
Krisenkommunikation im Fall der Organhaftung
Der Wirecard-Skandal hat die Frage der Haftung von Vorständen und Aufsichtsräten erneut ins Bewusstsein gerückt. Aufsichtsratsmitglieder müssen sich ihrer Sorgfaltspflichten bewusst sein und aktiv handeln, um Haftungsrisiken zu minimieren. Tun sie das nicht, können sie gerade im Insolvenzfall leicht zum Spielball monetärer Interessen werden, die vor allem auf die Deckungssummen der D&O Versicherung abzielen.
Darauf verweist unlängst und völlig zurecht Marcus Jung in der FAZ:
Klage gegen Ex-Vorstände: Jaffés Poker um Wirecard-Millionen (faz.net)
In der deutschen Unternehmenslandschaft, mit einer geschätzten Zahl von 50.000 bis 100.000 Aufsichtsräten, werden die Haftungsrisiken immer sichtbarer. Aufsichtsräte müssen immer häufiger für Management-Fehler geradestehen. Das kann sehr schnell sehr teuer werden und sich zu einem veritablen Reputationsschaden auswachsen. Die obersten Kontrolleure sollten sich nicht nur auf rechtliche Herausforderungen vorbereiten, sondern sich auch auf die Kunst der Krisenkommunikation einlassen. Vielen Aufsichtsräten ist das jedoch nicht hinreichend bewusst.
Bedeutung der Organhaftung
Die Zahl der straf- und zivilrechtlichen Prozesse gegen Organe steigt, und bekannte Fälle wie der Diesel-Skandal bei Volkswagen, der Korruptionsskandal bei Siemens, der Zusammenbruch von Arcandor und die Monsanto-Übernahme durch Bayer unterstreichen die Risiken, die aus Nachlässigkeiten oder Fehleinschätzungen von Aufsichtsräten resultieren können. Solche Pflichtverletzungen, die von unzureichender Überwachung der Geschäftsführung über mangelnde Risikobeurteilung bis hin zur Nicht-Einhaltung von Compliance-Vorschriften reichen, können zu beträchtlichen finanziellen Einbußen führen und das Ansehen des betroffenen Aufsichtsratsmitglieds sowie des gesamten Gremiums nachhaltig schädigen. Die möglichen Konsequenzen einer Organhaftungsklage, die von hohen Schadensersatzzahlungen bis zum Verlust der beruflichen und gesellschaftlichen Reputation reichen, machen die Notwendigkeit deutlich, eine präventive Risikovorsorge und effektive Krisenkommunikation aufzusetzen.
Kommunikationsstrategie
Um das Haftungsrisiko effektiv zu minimieren, gelten präventive Maßnahmen als Mittel der Wahl. Neben der Schaffung solider Compliance-Strukturen und der Durchführung regelmäßiger Schulungen zur Risikoidentifikation spielen auch die Einführung und Überwachung interner Kontrollsysteme eine zentrale Rolle. Gerne unterschätzt wird die Bedeutung einer klaren und wohlüberlegten Kommunikationsstrategie in einem Organhaftungsfall. Es ist essenziell, dass Aufsichtsräte nicht nur auf eine Krise reagieren, sondern proaktiv handeln, um jederzeit die narrative Kontrolle zu behalten und die öffentliche Wahrnehmung positiv zu beeinflussen. Dies ist in der Regel schwierig, da Aufsichtsräte üblicherweise einer strengen Schweigepflicht unterliegen.
In einer akuten Krise geht es um die frühzeitige Entwicklung einer soliden Kommunikationsgrundlage. Sobald eine Haftungsklage eingereicht wird, wird die enge Zusammenarbeit mit Rechtsberatern und Kommunikationsexperten unverzichtbar. Gemeinsam sollten sie einen umfassenden Plan für die Außendarstellung erarbeiten, der sich durch Transparenz, Faktenorientierung und Empathie auszeichnet. Ein solcher Ansatz dient nicht nur dem Schutz des betroffenen Unternehmens. Er ist auch für den Schutz der individuellen Reputation der Aufsichtsratsmitglieder von immenser Bedeutung. Durch die Kombination aus proaktiver Vorbereitung und effizientem Krisenmanagement können Aufsichtsräte sicherstellen, dass sie in schwierigen Zeiten das Vertrauen und die Unterstützung ihrer Stakeholder bewahren.
Unser Angebot
Risikoanalyse und Präventivstrategie
- Umfassende Analyse der aktuellen rechtlichen Risiken und Reputationsrisiken
- Entwicklung einer darauf aufbauenden Kommunikationsstrategie
- Erstellung eines Kommunikationsfahrplans für verschiedene Szenarien
Krisenkommunikation
- Unterstützung bei der Entwicklung von Maßnahmen einer rechtssicheren Kommunikationsstrategie
- Fortlaufende Beobachtung der Medienlandschaft, Identifizierung von Risiken für Ihre Reputation sowie die Entwicklung und Umsetzung von Strategien zur Stärkung Ihres öffentlichen Ansehens
- Tätigkeit als Pressesprecher mit dem Ziel einer Beeinflussung des Meinungsklimas
Medientraining und Coaching
- Speziell auf Aufsichtsräte zugeschnittene Medientrainings
- Vorbereitung auf den Umgang mit den Medien, um auch unter Druck souverän kommunizieren und Kernbotschaften platzieren zu können