FLIEGER UNTER STROM
Von Armin Sieber
Heute beginnen wir eine losen Reihe von Geschichten über German Mut: Darüber wie Menschen mit Haltung, Erfindergeist oder Fortüne an den Lösungen der Probleme unserer Zukunft arbeiten. Wir wollen erzählen, #wasMutmacht. Die folgende Story über Lilium hat mir die Augen geöffnet. Die Geschichte der E-Jets galt lange als technisch kaum realisierbar. Jetzt fliegen sie. Ist CO2-freies Fliegen doch möglich? Lässt Lilium die Flugscham verblassen?
Vor einigen Tagen schickte unser Partner Rainer Ohler ein Video, das er mit seiner Handy-Kamera aufgenommen hatte. Zu sehen war der Start eines Lilium-Demonstrator-Jets, eines der ersten elektrisch angetriebenen Flugzeuge der Luftfahrtgeschichte. Leise und schwerelos erhebt sich der Jet aus dem Stand in die Luft, dreht eine elegante Runde über dem spanischen Hochland und landet nach einiger Zeit wieder sicher auf dem Boden im Flugtestzentrum in Villacarrillo. Es geht also doch, denke ich. Man kann mit Elektrizität fliegen!
Gehört hatte man davon schon. Aber einen solchen Durchbruch live zu sehen, ist etwas völlig anderes – im Video habe ich nicht weniger als die Hoffnung eines nachhaltigen Luftverkehrs gesehen. Die Technologie dazu kommt aus Deutschland. Ganz im Stillen reift in Weßling bei München eine Revolution heran. Vier junge Ingenieure der TU München stehen am Anfang. Inzwischen ist das Unternehmen an der amerikanischen Technologiebörse NASDAQ und hat eindrucksvolle Namen im Topmanagement und im Verwaltungsrat. Nach über einem Jahrhundert kerosinbetriebener Fliegerei konnte man sich Fliegen ohne Verbrennung gar nicht mehr vorstellen. Strom? Wie soll man denn bitteschön allein die tonnenschweren Batterien vom Boden wegliften? Aber sie bewegt sich doch!
Bild: Testflug über dem spanischen Hochland (Copyright: Lilium)
Lilium vermeldet einen Meilenstein nach dem anderen auf dem Weg zur Zertifizierung seines Strom-Jets. Dabei handelt es sich um ein eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing aircraft), ein elektrisch angetriebenes Fluggerät, das senkrecht starten und landen kann. Das versuchen viele, beherrschen tun es aber nur sehr wenige. Der Lilium-Jet hat gerade mal wieder bei einem Testflug am Atlas Flight Test Center im spanischen Villacarrillo alle Flugphasen demonstriert. Dabei wurde auch erstmals ein vollständiger Übergang vom Schwebeflug zum Tragflächenflug mit allen Triebwerken durchgeführt. Dieser Übergang vom Aufstieg nach dem Start in den Gleitflug und umgekehrt zur Landung galt Kritikern der Branche als heikel und technisch anspruchsvoll. Der Jet muss dabei Vortrieb aufbauen – darf aber nicht gleichzeitig den Auftrieb verlieren. Die Lilium-Technologie gilt im Vergleich zu anderen Konzepten als anspruchsvoll, aber auch als besonders vielversprechend, weil sie Potential auch für sehr viel größere Flieger hat. Dass er fliegt und den Ingenieuren erkennbar den Mut zum Einstieg in die Produktion und Zertifizierung gibt, macht Hoffnung, dass CO2-freies Fliegen kommt und die Zeit der Flugscham bald vorbei sein könnte.
Vielleicht ist es zu früh zu sagen, dass Lilium schon in die Zielgerade eingebogen ist. Aber die Pläne für Serienproduktion, Zertifizierung und Markteinführung werden jetzt konkret. 2025 soll es so weit sein. Bis dahin ist auch für die Behörden noch eine erhebliche Strecke zu gehen. Die Zulassung von eVTOLs ist Neuland, aber die europäische Zulassungsbehörde EASA hat den Unternehmen den Weg schon sehr konkret aufgezeichnet. Diesseits wie jenseits des Atlantiks wird an Lösungen auch für den Betrieb gearbeitet. Erst im Juni hatte EASA Vorschläge für Regeln für den Betrieb von eVTOL-Flugzeugen in Städten veröffentlicht – die ersten umfassenden Vorschriften dieser Art weltweit. Auch in den USA arbeiten die Behörden an den notwendigen Regularien. In der Konzernzentrale bei München ist man hingegen optimistisch, denn das Interesse ist riesengroß: Fast 500 Bestellungen liegen bereits auf dem Tisch.
Wenn man sich Hochtechnologie-Schmieden wie in Weßling anschaut, sieht man Optimismus. Man sieht was Mut macht, wenn man ihn zulässt – er setzt Energie frei. Und die brauchen wir nun wahrlich dringend.
#WasMutmacht
Für unsere Beratung gilt die Devise: Weg mit dem Stillstand. Weg mit der Mutlosigkeit. Weg mit der Zukunftsangst. Als Beratungsunternehmen wollen wir uns verstärkt um das kümmern, was Mut macht. Ab sofort wollen wir regelmäßig über Dinge, Themen und Erlebnisse berichten, die gelingen. Wir wollen, dass die Menschen verliebt sind ins Gelingen. Es gibt nämlich eine gute Nachricht: Wenn unser Land die überfällige Transformation durchlaufen hat, werden wir fitter, agiler, wettbewerbsfähiger sein. Wir könnten über Technologien verfügen, für die uns die Welt beneidet – nicht nur mRNA-Impfstoffe (BioNTech) oder fliegende eVTOLs (Lilium). An jeder Stelle des Landes brodeln die Ideen. Wir müssen jetzt von der Bremse. Das ist eine Frage der Aufbruchsstimmung. Dazu wollen wir beitragen. Mut schafft Lösungen. Angst schafft nur eins: Aggression.